Eine Photographie der Kruppwerke oder der AEG ergibt beinahe nichts über diese Institute. Die eigentliche Realität ist in die Funktionale gerutscht. Die Verdinglichung der menschlichen Beziehungen, also etwa die Fabrik, gibt die letzteren nicht mehr heraus. Es ist also eben tatsächlich Kunst nötig.
Bertolt Brecht
Es geht um 32 Milliarden aus der Steuerkasse, geraubt in vielen Jahren, von Herren in feinen Anzügen. Was wird sich empört, wenn es darum geht, dass Arbeitslose Fernseher bezahlt kriegen oder Flüchtlinge eine Taxifahrt. Der Raubzug aber, von dem hier die Rede ist, empört keinen, weil er so kompliziert ist. PANORAMA, ARD 08.06.2017
Warum ist das so?
Der Cum-Ex-Skandal ist der bisher größte Steuerbetrug in der Bundesrepublik. Über Jahre hinweg ließen sich Banken und Fonds einmal gezahlte Steuern vom Finanzamt mehrfach zurückerstatten. So entgingen dem Staat Schätzungen zufolge Steuern in Höhe von 32 Milliarden Euro. Trotzdem ist die öffentliche Empörung im Vergleich zu anderen „Skandalen“ gering. Welche Narrative verhindern die öffentliche Aufmerksamkeit, die CUM-EX eigentlich verdient? Welche Narrative fehlen, um diesen Finanzskandal der Super-Reichen zum Ausgangspunkt für die Entwicklung eines solidarischen Wirtschaftssystems zu nehmen? Wie in dem Brecht-Zitat anklingt, entziehen sich wirtschaftliche Vorgänge und Zusammenhänge durch ihre Komplexität oftmals der Darstellung und machen zugleich Darstellung notwendig.
Wir wollen dazu einladen, über einen oder mehrere selbstgewählten Aspekte des Skandals nachzudenken und in der Form eines Theatertextes eine Haltung dazu einzunehmen. Die eingereichten Texte müssen in Länge und Form keiner Vorgabe entsprechen.
Einsendungen bitte als pdf an info@studionaxos.de
Die ausgewählten Autor*innen bekommen jeweils 2500,00 Euro. Eine vierköpfige Jury wird aus den Einreichungen 3 Texte auswählen, die im Frühjahr/Sommer 2019 im studioNAXOS präsentiert werden. Als Recherche-Einstieg empfehlen wir:
https://cumex-files.com/
Frist: 15.03.2019, 23:59 Uhr.
Mit freundlicher Unterstützung der GLS BANK STIFTUNG